Joko Schwarzstein kennt die Grintel wie kein anderer

Aussehen und Eigenschaften:

Im Gebiet von Allagad leben die Grintel. Sie sind etwa halb so groß wie Menschen und damit etwas größer als die Zwerge, dafür aber etwas schlanker als diese. Sie haben riesige Nasen und Ohren und große Augen. Deshalb sind ihre Sinne besonders gut ausgeprägt. Sie hören sehr gut, nehmen noch feinste Gerüche wahr und können auch bei ziemlicher Dunkelheit noch gut sehen. Sie sind also für das Leben in den Höhlen der Berge und nachts im Wald hervorragend geeignet. Das müssen sie auch, denn nur dort sind sie sicher.

Sie ernähren sich vorwiegend von den Gaben des Waldes, Wildbret, Pilzen und Beeren. Sie sind geübte Jäger, die sich geschickt an das Wild anschleichen und es mit ihren Wurfspießen zur Strecke bringen. Und sie verstehen es, fast zu jeder Jahreszeit essbare Pilze zu finden, diese haltbar zu machen und schmackhaft zuzubereiten.

Gern versorgen sich die Grintel auch mit Obst und Feldfrüchten aus den Gärten und von den Feldern der Menschen, die an die Wälder von Allagad angrenzen. Dabei entwickeln sie eine bemerkenswerte Geschicklichkeit, und da sie nicht viel benötigen, fallen den Menschen die Verluste kaum auf. Außerdem können Grintel sich sehr schnell bewegen, wenn es ihnen darauf ankommt, so dass ein Mensch sie selbst dann nicht wahrnimmt, wenn er direkt in ihre Richtung schaut. Nur aus den Augenwinkeln lässt sich für Menschen manchmal ein flüchtiger Schatten bemerken. Schauen sie dann genauer hin, ist da nichts mehr zu sehen.

So leben die Grintel weitgehend unbemerkt von den Menschen und halten sich tief im Wald von ihnen fern. Nur manchmal brechen einige von ihnen, besonders ausgewählte Grintel aus dem Clan der Händler, zu einer langen Wanderung in die Städte und Dörfer der Menschen auf, um notwendige Dinge einzuhandeln. Sie bieten Pilze und Beeren, Häute und Felle und gute Holzkohle an und tauschen dafür derbe Stoffe und Eisen ein, welches sie dann in ihren Bergschmieden zu Waffen und allerlei Gerät verarbeiten. Manchmal, ganz selten und nur mit Genehmigung des Königs, führen sie auch ein wenig Silber mit sich. Aber erstens geben sie davon nicht gerne etwas her, obwohl sie sehr viel davon besitzen. Silber ist nämlich ihre wahre Leidenschaft, und jeder Grintel holt davon so viel er kann aus den Tiefen der Berge von Allagad und hortet es. Außerdem sind sie vorsichtig und wollen nicht die Gier der Menschen auf das Silber wecken. Sie befürchten zu Recht, dass diese es ihnen abnehmen und selbst in den Bergen danach graben würden. Und das würde ihre heimatlichen Höhlen gefährden, in denen sie ein sicheres und gutes Leben fernab von den Menschen führen.

Traditionen:

Die Grintel werden als Mädchen oder Jungen geboren. Im Heranwachsen prägen sich sichtbare Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern heraus. Männliche Grintel haben einen Bartwuchs, allerdings nicht so stark wie die Zwerge, und eine tiefere Stimme. Dagegen gibt es weder in Größe, Kraft noch Schnelligkeit nennenswerte Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Das ist auch der Grund dafür, dass sowohl männliche als auch weibliche Grintel, wenn sie ins Erwachsenenalter übergehen, ihren zukünftigen Beruf ausschließlich nach ihren Neigungen auswählen. So kommt es oft vor, dass Grintelmädchen sich für den Beruf des Kriegers oder Jägers entscheiden oder ein Grinteljunge seine Freude an der Tätigkeit als Koch, Näher oder Händler findet.

Die Entscheidung für den Beruf ist gleichzeitig eine Entscheidung für den zukünftigen Lebensweg und die Zugehörigkeit zu einem Clan. Bei den Grintel herrscht eine starke Zugehörigkeit zu den Clans. Es gibt die Clans der Krieger, der Jäger, der Wächter, Sammler, Bergleute, Köche, Feuerleute, Schmiede, Heiler und Händler. Diese Bindung ist im Erwachsenenalter stärker als die zu den Familien, in denen die jungen Grintel geboren und aufgezogen werden.

Um den jungen Grintel die Entscheidung für einen Clan zu ermöglichen, werden sie im Laufe ihrer Jugend in allen grintelschen Handwerken und Künsten erzogen und nehmen dazu nacheinander am Leben der verschiedenen Clans teil. Wenn sie alles durchlaufen haben – in der Regel ist das, wenn sie die Geschlechtsreife erreichen – dann entscheidet jede Grintel und jeder Grintel für sich selbst, welchem Clan sie zukünftig angehören wollen. Sie verkünden diese Entscheidung vor der Versammlung aller Grintel von Allagad, die jeweils zu Beginn des Frühlings und des Herbstes stattfindet.

Die Clans sind untereinander völlig gleichwertig. Sie sind verpflichtet, die Entscheidung der Grintel über die Wahl ihres Clans zu akzeptieren. Wenn allerdings bei der Wahl ein Clan zweimal hintereinander leer ausgegangen ist oder alle jungen Grintel in denselben Clan wollen, beginnt immer eine langwierige Prozedur des Verhandelns und Feilschens, um einen der Neuzugänge anderer Clans zum Wechseln zu überzeugen.

Im Zentrum der Gemeinschaft der Grintel steht das Königtum. Der König ist der oberste Repräsentant der Grintel, oberster Richter und Hüter der Traditionen. König wird man nicht durch Vererbung, sondern durch einen Auswahlprozess. 

Der König wird von einem Prinzen unterstützt. Der Prinz ist Anführer der Clans der Krieger, Jäger und Wächter. Er ist verantwortlich für den Schutz der Höhlen und deren Umgebung. Er ist meist jünger als der König und wird vorbereitet, dessen Nachfolger zu werden. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, denn mitunter schält sich unter den Anführern der anderen Clans jemand heraus, der den Grintel als König besser geeignet erscheint. 

Die Auswahl der Anführer, des Prinzen und des Königs verlaufen friedlich, wenn auch nicht ohne Konflikte. Unter den jungen Grintel und späterhin unter den jüngeren Mitgliedern der Clans kristallisieren sich nach und nach diejenigen heraus, denen die anderen Grintel folgen. Es sind die kräftigsten, die klügsten und die Grintel mit der größten Initiative bei unterschiedlichsten Unternehmungen, denen die anderen Grintel ihr Vertrauen schenken. Diese werden dann zu den Anführern ihrer Clans.

Unter diesen setzt sich irgendwann, nicht durch Kampf oder Streit, sondern auf eher natürliche Weise, diejenige oder derjenige Grintel durch, der dann bei einer großen Versammlung aller Grintel zum Prinzen gekürt wird. In unruhigen Zeiten, in denen die Grintel Streit mit den Zwergen haben oder gar von den Menschen bedrängt werden, kommt der Prinz meist aus dem Kriegerclan. In Friedenszeiten sind es auch Grintel aus den Clans der Händler oder der Bergleute, die zu Prinzen gewählt werden.

Ist der König dann irgendwann alt und lassen seine Kräfte nach, manchmal auch, wenn er einfach keine Lust mehr auf die Königswürde hat, dann macht er den Platz frei für den Prinzen, der dann zum König wird. Da dem König weder besonderer Reichtum noch sonstige Privilegien zustehen, reißt sich in der Regel kein Grintel um die Königswürde. Sie bedeutet mehr Arbeit, Verantwortung und Aufregung – alles Dinge, die Grintel von Natur aus nicht sonderlich schätzen. Trotzdem kommt es mitunter zu mehreren Bewerbern für die Königswürde. Dann entscheidet die Mehrheit der Versammlung der Grintel, meist nach unendlich viel Palaver. 

Die Grintel gehen ausnahmslos alle der gleichen Freizeitbeschäftigung nach. Mit großer Leidenschaft sind sie bereits von frühester Jungend auf Schatzsuche. Sie versuchen, überall im riesigen Waldgebiet von Allagad verborgene Schätze zu finden. Mitunter ziehen sie in kleinen Trupps los in der Hoffnung, irgendwo im Gebiet der Menschen auf Reichtümer zu stoßen. Das sind sehr gefährliche Expeditionen, von denen sie oft nicht zurückkehren. Trotzdem treibt sie die Gier immer wieder in diese Gefahren. 

Hauptsächlich jedoch graben die Grintel in den Bergen nach Silber. Auf diese Weise erweitert sich das Höhlensystem von Allagad immer mehr. Auch wenn sie bei diesem Unterfangen kein Silber finden, schaffen sie dadurch jedoch Wohnraum für sich und ihre Nachkommen.


Grandpa Fantasy findet eine Grintelskulptur im Deister:

Spuren der Grintel im Wald